Marnie hatte sich für die neue Ronda facile mit 27km und 600hm angemeldet. Das ist die Runde für Leute, die mal Marathonluft schnuppern wollen. Ich war fest entschlossen die Ronda Extrema mit 106km und 3500hm zu fahren. Das Gute bei den Marathons in Willingen und Riva ist ja, dass man sich noch während der Fahrt für eine Streckenlänge entscheiden kann (mit Ausnahme der Ronda facile) in dem man sich an den Streckenaufteilungen einfach für einen Abzweiger entscheidet. Entweder zurück nach Riva oder auf die nächst-größere Runde.
Gestartet sind wir in Kiel schon am Donnerstag um 5:30Uhr. So hatten wir noch den ganzen Freitag um uns hier einzurichten, die Startunterlagen abzuholen und ein wenig über die Messe zu schlendern. Wir sind eigentlich ganz gut durchgekommen, 2x kurz im Stau gewesen, aber nach 13h waren wir am Hotel.
Am Freitag gings dann gemächlich los zum Festival-Gelände, erstmal die Startunterlagen abholen. Vorher hatte Marnie sich nach einer kleinen Proberunde am Hotel mit 150hm dann doch noch für die Ronda Piccola mit 53km und 1700hm entschieden!
Sie meinte, dass sie sich im Nachhinein sonst ärgern würde und die Daten der Piccola kennt sie ja auch von den Etappen unserer beiden TransAlps. Von der facile wäre sie echt enttäuscht gewesen, aber ich wollte sie ja zu nichts überreden.
Auf der Messe habe ich mir am Schwalbe-Stand gleich die neuen Rocket Ron-Decken geholt, weil ich die unbedingt zum Marathon fahren wollte. Erstens sind meine Laufräder nicht grad die leichtesten und mit den Rons würde ich ne Menge Gewicht sparen. Zweitens, und viel wichtiger, die Rons sollen viel leichter rollen als die Nobbys. Und darauf war ich gespannt! Bisschen bammel hatte ich vor Pannen, denn in Sachen Pannensicherheit ist der Ron nicht grad sehr stark. Marnie hat am SKS-Stand noch ne Pumpe bekommen, ist ja ohne ein bißchen blöd im Rennen...
Plötzlich hörte ich meinen Namen, da war Felix! Hätte gern sein Gesicht fotografiert als ich erzählte, das Marnie die Piccola fährt..
Am Tag des Tages war dann frühes aufstehen angesagt. Ich war im Startblock B, Start 7:45h. Um 6:50 habe ich mein am Vortag eingeweichtes Müsli in Empfang genommen und wunderte mich, dass sonst nur einer noch beim Frühstück war. Hmmm.. Waren die alle schon los? Auch der Bikekeller war noch Proppevoll mit Bikes. Und ich dachte die wären alle wegen des Rennens hier.
Um ca. 7.25h waren Marnie und ich am Start. Die Atmosphäre ist ja immer geil. Ich bekomme bei sowas immer Gänsehaut. Marnie schnell verabschiedet, sie war im Block E und hatte einen etwas nervösen Blick drauf
, und dann ganz hinten eingereiht. Auf dem Weg dorthin sah ich ihn wieder winken....Felix! Ganz vorne in erster Reihe.Naja, dachte ich. Dauert dann etwas länger, bis ich das Loch zwischen uns zugefahren habe...:lol:
Ich zog mir noch schnell die Armlinge aus, war entgegen meiner Erwartung schon warm genug.
7.40h...Muss ich nochmal auf Klo? Nee... 7.43h...Muss ich doch? Neee.... STARTSCHUSS! Scheiße, ich muss mal!
Egal.
Ich fühlte mich richtig gut, viel fitter als beim CC in Lüneburg. Die ersten 5km bis zum ersten Anstieg war ein flacher Strassenabschnitt und es bildeten sich einige Züge. Blöderweise verdaddelte ich es, mich an einen Zug ranzuhängen und machte einen auf Einzelkämpfer. Irgendwann merkte ich die Einschläge dann doch noch und hängte mich dann an den nächsten Zug ran. Kaum ging es aber auf die erste steile Rampe, staute es sich. Mein Gott, wenn die Leute jetzt schon schieben?!! Es dauerte ne ganze Zeit, bis ich mich da befreien konnte und sich die Gruppe auseinander zog.
Ständig fuhr man an Leuten vorbei denen entweder die Kette gerissen ist oder der Reifen platt. Hoffentlich passiert mir sowas nicht...
Die erste Verpflegung kam ziemlich schnell nach 11km und ich lies sie links liegen. Erst an der 2. nach 20km, auf dem Gipfel des ersten Berges machte ich halt, goss meine Trinkblase aus und füllte sie an einem der Kanister mit Iso. Ich hatte mein Iso-Pulver zuhause vergessen und konnte deshalb nur mit Multivitamin-Brausetablette starten..
Danach noch schnell in die Büsche und nach knapp 2min gings nach den ersten 1100hm endlich wieder bergab. Ich dachte kurz an Marnie und fragte mich, ob sie das wirklich alles durchsteht...
Nach 26km passierte es! Oh nein! Ein schwammiges Gefühl hinten! Kacke! Ich war grad so gut davor! Doch die Luft war schnell raus. Angehalten, Rad ausgebaut und begutachtet. Da steckte eine 4cm lange Schraube im Mantel! Eine Schraube auf 106km und ich fahr rein! Schnell rausgezogen, Ersatzschlauch rein aufgepumpt, weiter. Hat 7minuten!!! gekostet, weil bei der Scheiß-Pumpe mit 2 Ventilanschlüssen die Luft immer aus dem falschen Anschluss kam!!! 50sek gefahren...Pfffttt...Snakebite! War nicht genug Druck drauf! AAAAHHH...ICH KOTZE!!!! Schlauch raus, 2 Flicken drauf, Ersatzschlauch auch gleich mitgeflickt, auch 2 Flicken. Wie ein besengter gepumpt...nix, kein Druck.
Anderen Schlauch versucht, geht! Ok. Gepumpt wie ein wahnsinniger, schon Krämpfe in den Armen, diesmal mehr Druck. Völlig fertig vom Pumpen (auch weil hinter mir Massen an Konkurenz vorbeirauschte) konnte ich endlich nach 13!!! DREIZEHN Minuten weiterfahren!! Nach einer halben Minute bergab stand da plötzlich ne Frau mit Standpumpe. Naaa toll. Zusammen haben wir nochmal ordentlich Druck draufgemacht und dann gings endlich!! weiter. Eigentlich hatte ich schon fast keine Lust mehr.
Irgendwas stimmt hinten auch immer noch nicht, was zur Folge hatte, dass ich in regelmäßigen Abständen immer mal wieder anhalten und Pumpen musste. Aber nochmal ausbauen und schauen was da los ist, hatte ich wirklich keine Lust mehr.
Irgendwo auf der Abfahrt lag einer im Graben. Blutüberströmt, Kopf fixiert und scheinbar bewusstlos..Mist.
An der 3. Verpflegung bin ich wieder vorbei gefahren und dann kam die erste Streckenteilung. Ab auf die Ronda Grande! Bei km 50 an der Verpflegung gehalten, Blase aufgefüllt und nach 45 Sekunden gings schon weiter. Die nächste Verpflegung kam bei km 70. Dort hatte ich 2100hm auf der Uhr und es war die letzte Verpflegung vor der Streckenteilung zur Ronda extrema. Ich fühlte mich noch super und kam gar nicht auf die Idee, den falschen Abzweiger zu nehmen. Ich schmiss noch schnell ne Banane und einen Riegel und für den Reifen noch etwas Luft. 6min hatte das alles wieder gekostet.
Ziemlich genau um 13Uhr war ich an der Streckenteilung, 30 Minuten vor dem Zeitlimit. Ich wurde angefeuert von einem Mädel, die es wohl toll fand, dass ich die richtige Streckenwahl getroffen hatte.
Ich fuhr über den roten Sensorteppich und mein Transponder wurde mit einem deutlichen Piepen geloggt. So, jetzt gibts kein zurück mehr. Es waren jetzt noch mal 830hm zu bewältigen. Die ersten km waren eigentlich ganz locker, ich fuhr so meinen Tritt und je höher man kam desto angenehmer waren die Temperaturen. Sie war jetzt nur noch bei 24°C und der schattige Wald tat sein übriges.
Die letzten km vorm Gipfel waren aber nochmal richtig anstrengend. Der Schotter wechselte zur Wiese und diese Wiese war matschig.
Es folgten einige steile, mit Wurzeln durchsetzte Uphill-Trails, auf denen ich noch mal alles geben musste, bloß nicht abzusteigen. Denn dann kann man gleich weiterschieben, aufs Rad kommt man da nicht mehr, erst recht nicht nach 80km...
Ich verlor auf dem Anstieg dieses letzten Berges noch einmal 4min45 für 3x nachpumpen...
So, eeendlich gings bergab! Und das war meine Spezialdisziplin! Keiner war da so schnell wie ich! Aber es waren auch wirklich ein paar Schleicher dabei! Manman! Ich gab Hackengas, aber richtig! Dabei musste ich aber noch aufpassen die Ideallinie zu halten, um nicht auf dem groben Schotter wieder einen Durchschlag zu riskieren. Es ging die Serpentinen runter, dass mir die Tränen kamen, rechts-links-rechts-links! Das war Spass!
Allerdings viel mir das Bremsen nicht mehr so leicht, die Finger krampften auch schon..
Irgendwann kam ich unten raus und dachte, so, jetzt schön auf der Strasse geradeaus nach Riva und fertig.
Doch der Streckenposten zeigte nach rechts. Und rechts gings bergauf.. Na toll. War aber nicht weiter schlimm, es ging bald wieder ab von dieser Strasse und durch Weinreben und engen Gassen doch noch Richtung Riva.
Ich gab auf der Strasse nochmal alles, überholte noch 2-3, darunter war einer im Cape Epic-Trikot.
Während ich mich schon auf die Zieleinfahrt einstellte kam mir spontan der Gedanke, mit der Bauch-auf-Sattel-und-Beine-nach-hinten Akrobatik-Nummer einzufahren. Aber der wellige Rasen machte mir da einen Strich durch die Rechnung. Wäre ein bißchen peinlich, wenn ich mich dabei abpacke
Ob Marnie wohl schon im Ziel war? Ich rief sie an und sie ging ran! Sagte, sie wartet doch schon seit Stunden auf mich und Ihr wird langsam langweilig!
Jaja, jetzt ne große Klappe haben. 4h42min hat sie gebraucht und hätte auch noch weiter fahren können...sagt sie.
Ich fuhr in 7:38...na immerhin schneller als im Salzkammergut und da hatte ich keine Panne. Und wie man sich denken kann, lag es nicht am Rocket Ron, der Nobby hätte die Schraube auch nicht verkraftet.
Felix habe ich auf der Strecke nicht mehr getroffen wie man sich denken kann. Ich hätte es ja besonders lustig gefunden, dort mit ihm das Fuß-runter-Spiel zu spielen...
So, alles durchlesen! Ich frag später ab!
Gruß
Karsten
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